Teilhabe auf Augenhöhe

Podiumsdiskussion zum Thema „Inklusion in Mittelfranken“ mit der ehemaligen Behindertenbeauftragte der Bundesregierung und derzeitigen Präsidentin des VdK´s, Verena Bentele

  • von  Hans-Dieter Brückner
    12.07.2018
  • Beiträge

v.l.n.r.: Hans-Dieter Brückner, Verena Bentele, Kerstin Gardill (Foto: Klaus Sponsel)

Inklusion – Was ist das eigentlich? Viele Menschen haben den Begriff schon gehört. Aber was genau steckt dahinter? Und was bedeutet Inklusion für jeden von uns persönlich?

Die zentrale Idee der Inklusion ist, dass Menschen mit und ohne Behinderung von Anfang an gemeinsam in allen Lebensbereichen selbstbestimmt zusammenleben. Ob beim Einkaufen, am Arbeitsplatz, in der Schule, auf Veranstaltungen, in Vereinen oder im Kreis der Familie. Jeder wird von der Gesellschaft so akzeptiert, wie er ist, und kann ein Leben ohne Barrieren führen. „Mittendrin statt nur dabei“ heißt die Devise! Inklusion ist jedoch mehr als ein Bestreben von verschiedenen Interessenverbänden. Inklusion bezieht sich nicht nur auf Menschen mit Behinderung. Inklusion ist ein UN-Menschenrecht und somit auch für die Bundesrepublik Deutschland bindend umzusetzen

Wie ist es nun um die „Inklusion in Mittelfanken“ bestellt? Diese Frage stellte der SPD Bezirkstagskandidat für den Wahlkreis Nürnberg-Ost, Hans-Dieter Brückner bei einer gemeinsamen Veranstaltung der SPD Ortsvereine Nürnberg und Rückersdorf.

„Welcher Ort ist für diese Thematik besser geeignet als dieser“, stellt Hans-Dieter Brückner am Beginn der Veranstaltung fest, als er die zahlreichen Gäste in der Aula der Rückersdorfer Blindeninstitutsstiftung begrüßte. Unter den Gästen auch MdL Angelika Weikert und Rückersdorf‘ s Zweite Bürgermeisterin Heidi Sponsel.

Sein besonderer Gruß galt natürlich Verena Bentele. Die mehrfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Skilanglauf und Biathlon bei den Paralympischen Spielen, sowie ehemalige Behindertenbeauftragte der Bundesregierung und derzeitige Präsidentin des VdK´s, hatte sich auf Bitten ihrer langjährigen Freundin Kerstin Gardill, der SPD Landtagskandidatin im Wahlkreis Nürnberg-Ost, bereiterklärt, den Einführungsvortrag in dieses hochinteressante Thema zu halten.

In dieser Rede ging Bentele auch auf ihre persönlichen Erfahrungen mit dieser Thematik ein.

Ihre gesamte Ausbildung in Schule und Beruf war sehr stark durch ihre Behinderung geprägt. Zwar erfuhr sie in den jeweiligen Zentren für blinde Menschen eine hervorragende individuelle Förderung. Diese war jedoch immer mit den Verlust von familiärer Bindung und den Verlust von Freundschaften am Wohnort verbunden, da diese Einrichtungen oftmals nicht wohnortsnah waren.

Inklusion ist für sie mehr als nur die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an unserem gewohnten Leben. Inklusion ist für sie auch die uneingeschränkte gesellschaftliche Akzeptanz von Minderheiten. Bei dem gesamten Prozess ist es wichtig, dass man mit dem Betroffenen redet und nicht über sie. Auch die Einbindung von Betroffenen in die laufenden politischen Prozesse, hat für sie einen enormen Stellenwert. Leidenschaftlich vertritt sie das uneingeschränkte Wahlrecht für Alle. Niemand darf wegen seiner gesundheitlichen Problemstellungen von demokratischen Wahlen ausgeschlossen werden. Was in anderen Bundesländern bereits Alltag ist, sollte auch in Bayern möglich sein, so Bentele.

In der anschließenden Podiumsdiskussion berichteten die Teilnehmer über ihre Erfahrungen mit der Inklusion, bzw. brachten sie ihre Sichtweise über die praktische Umsetzung zum Ausdruck. Als Diskussionsteilnehmer hatten sich neben Verena Bentele, die Leiterin des Blindeninstitut Rückersdorf, Mechthild Gabler, die Bezirksrätin und Beauftragte des Bezirkes Mittelfranken für die Belange von Menschen mit Behinderung, Amely Weis, das Mitglied der Geschäftsführung der Rummelsberger Dienste für Menschen mit Behinderung, Volker Deeg, der Vorstand der Lebenshilfe im Nürnberger Land e. V., Gerhard John, der Bereichsleiter Psychiatrie beim Caritasverband Nürnberger Land, Michael Schubert und der SPD Kandidat für den Bezirkstag im Wahlkreis Landkreis Nürnberger Land, Jens Bürkle, der selbst auf den Rollstuhl angewiesen ist, für diese hochkarätig besetzte Runde zur Verfügung gestellt.

In der von Hans-Dieter Brückner moderierten Runde bekannten sich alle Teilnehmer zu einer konsequent betriebenen Inklusion. Für Allen war klar, dass dies ein Prozess auf Augenhöhe sein muss. Einen breiten Raum in der engagiert geführten Diskussion nahm die Frage ein, wie weit Inklusion gehen kann, bzw. muss. Dies im Hinblick der unterschiedlichen Grade der Behinderungen. Für Mechthild Gabler zum Beispiel ist eine spezifische Förderung für schwerstbehinderte Kinder, wie sie in ihrer Einrichtung angeboten wird, auch zukünftig unerlässlich. Inklusion ist für sie aber auch, wenn sie mit ihren Schülern in der Öffentlichkeit als ganz normal wahrgenommen wird. Konsens herrschte auch darüber, dass sich nicht nur die Grundschulen für behinderte Kinder öffnen müssen, sondern auch die Fördereinrichtungen einen Zugang für „normale“ Schüler bieten sollten. Oftmals scheitert dies immer noch an bürokratischen Hürden. Leider ist es oftmals der Gesetzgeber, der mit verstaubten Regelungen weiterhin eine Trennung betreibt. Besonders Verena Bentele war es leid, dass die maßgeblichen gesetzlichen Regelungen nur mit Kann- statt mit Muss-Bestimmungen ausgestattet sind. Solange sich hier nichts Grundsätzliches ändert, ist es für die Inklusion noch ein langer steiniger Weg, so die VdK Präsidentin.

Hier kann man oftmals von den Kindern lernen, die in der Praxis völlig offen auf einander zugehen. Wenn dieser Inklusionsprozess erfolgreich weiter betrieben werden soll, müssen vor allem die Barrieren in den Köpfen fallen.

Damit dies gelingt, sind solch hochkarätig besetzten Veranstaltungen ein Garant, dass dieser langwierige gesellschaftliche Prozess weiter erfolgreich betrieben wird.