Flüchtlingsland Guinea: Chancen jetzt ergreifen!

Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger und Landtagskandidatin Claudia Arabackyj im Gespräch mit Dr. Abdoulaye Diallo

  • von  Helga Schmitt-Bussinger und Claudia Arabackyj
    06.08.2018
  • Beiträge, Helga Schmitt-Bussinger

v.l.n.r.: Claudia Arabackyj, Dr. Abdoulaye Diallo, Helga Schmitt-Bussinger

 

Landtagsabgeordnete Helga Schmitt-Bussinger und die Nürnberger Stadträtin und Landtagskandidatin Claudia Arabackyj informierten sich beim Vorsitzenden des Entwicklungshilfevereins EuroGuinée e.V. und Sprecher der „Nürnberger Initiative für Afrika - NIFA“ Dr. Abdoulaye Diallo über die Bekämpfung von Fluchtursachen und die Notwendigkeit, Afrika nachhaltig zu unterstützen:

Entwicklungshilfe, die darauf basiert, dass sich deutsche und europäische Unternehmen in Afrika ansiedeln, bringt kaum Mehrwert für Afrika und dient nur den deutschen und europäischen Wirtschaftsinteressen. Damit führt man die Entwicklung fort, die die Menschen in Afrika zur Flucht drängt“, so Volkswirt Dr. Diallo. Gerade in seinem Heimatland Guinea wäre die Förderung der eigenständigen Wirtschaft erfolgversprechend. Zum einen wegen der stabilen politischen Situation, zum anderen wegen der weltgrößten Bauxitvorkommen und der idealen Voraussetzungen für die Agrar- und Forstwirtschaft dort.

Das Land ist unter anderem ein Wasserreservoir für ganz Westafrika, da hier die drei größten Flüsse entspringen (Niger, Senegal und Gambia). Guinea könnte wegen seiner Rohstoffe und seiner Landwirtschaft als Wirtschaftsregion vielen Westafrikanern nicht nur Arbeit, sondern auch ein Bleiberecht nach dem ECOWAS-Statut anbieten. Ein von der Wirtschaft Guineas gefördertes Ausbildungszentrum, Berufsschulen oder ein Kompetenzzentrum würden als Pilotprojet erheblich dazu beitragen, Gründe für die Flucht aus Westafrika nach Europa zu beseitigen.

Zwischen 1999 und 2010 war Guinea dasjenige Land in Westafrika, das während der Bürgerkriege in Sierra Leone, Liberia und Côte d’Ivoire rund 1.500.000 Flüchtlinge aufgenommen hatte. Guinea wurde dadurch zwar wirtschaftlich schwer belastet. Diesen Schwierigkeiten zum Trotz blieb das Land friedlich und kam mit den Binnenflüchtlingen stets gut aus. Bis heute sind viele dieser Flüchtlinge in Guinea geblieben. Die wirtschaftlich schlechte Lage und die hohe Jugendarbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit macht sich indes bemerkbar: Viele Guineer oder ehemalige Flüchtlinge machen sich heute nach Europa auf.

Zielrichtung müsse sein, dass sich Deutschland bei der Förderung Guineas an den 17 Zielen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der UNO orientiert, so Dr. Diallo. Die fünf Kernelemente darin sind: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft. Im Englischen sind das die "5 Ps": People, Planet, Prosperity, Peace, Partnership. 

Unterstützt wird Dr. Diallo von Landtagskandidatin Arabackyj: „Die politische und gesellschaftliche Stabilität, die insb. durch Präsident Alpha Condé in Guinea herrscht, ist nicht hoch genug zu bewerten und Chance für ein nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum. Das sieht in anderen Teilen Afrikas leider ganz anders aus.

Durch eine weitere Stabilisierung kann der Anreiz zur Flucht aus Guinea vermindert werden. Wie in Nordafrika auch würden männliche Familienangehörige finanziell durch einen Familienverbund unterstützt, um in Europa Einkommen oder Transferleistungen zu erhalten, mit dem wiederum die Familie gut versorgt werden kann. Dies nutzt aber v. a. den Schleusern, die Menschen in Afrika falsche Hoffnungen machen und sie lebensbedrohlichen Gefahren aussetzen.

Es muss allen Europäern daran gelegen sein, Afrika endlich so zu helfen, damit Flucht nicht mehr einziger Ausweg für eine Familie ist. Leider ist dies seit Jahrzehnten unzureichend geschehen und auch nicht in allen afrikanischen Staaten gleich aussichtsreich. In Guinea allerdings schon. Ich danke Dr. Diallo deshalb für sein unermüdliches Engagement und will dies gerne unterstützen und politische Kontakte herstellen, damit die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Guinea verstärkt wird“, verspricht Abgeordnete Schmitt-Bussinger.

Der Verein EuroGuinée hat in Guinea eine eigene Gesundheitsstation gegründet, kümmert sich um Waisenkinder und verbessert die hygienischen Zustände an Schulen in Guinea.