IFT2020 – “Be a lady” und der Appell an die Frauensolidarität!

Cornelia Spachtholz, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) Nürnberg, zum Internationalen Frauentag 2020

  • von  Cornelia Spachtholz
    08.03.2020
  • Beiträge

Und immer wieder grüßt das Murmeltier! Jedes Jahr begehen wir laut den Internationalen Frauentag. Und wieder stellen wir fest, dass wir offenbar unterjährig zu leise sind und uns mit zu wenig begnügen. Zu wenig an gleicher Anerkennung, zu wenig an gleicher Bezahlung, zu wenig an gleichen Führungspositionen. Und alljährlich stellen wir zum Internationen Frauentag fest, dass es um die Gleichwertigkeit der Geschlechter im Privatleben, in den Familien, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft, in der Politik und in der Gesellschaft fast gleichschlecht steht und wir weit weg davon sind, dass wir in allen Lebensbereichen Art. 3 unserer Verfassung hergestellt haben und leben.

„Aber“, so die AsF Nürnberg und AsF Mittelfranken Vorsitzende und Initiatorin des Equal Pension Day, Cornelia Spachtholz, „wir sind mitverantwortlich als Frauen, dass wir Gleichstellung und Gleichberechtigung noch lange nicht erreicht haben!“ Diese Tage ging der Spot „Be a lady“ viral um die Welt, wo wir auf unterschiedlichste Weise den Spiegel vorgehalten bekommen, wie wir zu sein hätten, vom Aussehen über Style bis zur Art und Weise, wie wir uns verhalten, wie wir uns bewegen, wie wir lächeln, wie wir essen und wie oder was wir sprechen. Habt Ihr Euch auch wiedererkannt? Ja, es haben sich viele Frauen in dem Spot wiedererkannt. Warum? Weil das genau die Normen sind, die wir versuchen zu erfüllen: einfach nur perfekt: attraktiv, begehrenswert und jung geblieben als Partnerin, als Mutter, als Hausfrau und schließlich mit einer Superkarriere.

"Aber ist es wirklich das andere Geschlecht, das uns dazu drängt, so zu sein, um wertig zu sein?“ fragt Spachtholz und kommt zum Resümee „Nicht wirklich. Ist es nicht viel mehr so, dass wir Frauen selbst uns die größten Konkurrentinnen sind und dass wir uns gegenseitig in allen Lebensbereichen Konkurrenz machen? Oder woher kommt es, dass wir in Deutschland ein Mütter-Blaming und -Shaming haben mit abwertenden Bezeichnungen von „Rabenmutter“ über „Latte Macchiato Mom“ bis „Helikopter Mom“.

Woher kommt es, dass viele Frauen die Frauenquote ablehnen? Woher kommt es, dass viele Frauen prinzipiell keine Frauen wählen – innerhalb der Parteien ebenso wie als Wählerinnen der Kandidatinnen für öffentliche Funktionen und Mandate wie beispielsweise Stadträtinnen oder Landtags- und Bundestagsabgeordnete. Warum ist es so, dass wir den Männern mehr zutrauen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik? Warum ist es so, dass wir die Hoheit „Zu Hause in der Familie“ nicht abgeben, uns lieber über unsere Mutter- und Hausfrauenrolle definieren, um uns wertig fühlen?“ Das hat tatsächlich einiges mit Sozialisation und mit Strukturen zu tun, die eine bestimmte Kultur noch durch Fehlanreize befördert. Diese Strukturen zu durchbrechen, hierfür haben die Genossinnen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen schon immer gegen Widerstände erfolgreich gekämpft. Nachdem wir das Frauenwahlrecht vor über 100 Jahren erkämpft haben, gilt es jetzt endlich Parität in den Parteistrukturen und Parlamenten herzustellen. Denn die Hälfte des Himmels kann uns nur gehören, wenn wir die Hälfte der Macht in Küche und Familie abgeben und dafür mehr Frauen mehr Politik machen.

Auf dem Weg zur echten und gelebten Gleichstellung brauchen wir auch mehr Frauensolidarität: „Lasst uns endlich solidarisch sein und füreinander einstehen! Wenn wir anerkennen, dass Erwerbstätigkeit und finanzielle Unabhängigkeit für die best ausgebildete Frauengeneration selbstverständlich sind, wenn wir jede ihre Mutterrolle leben lassen, wie sie es kann und möchte und andere Partner- und Familienmodelle als gleichwertig anerkennen, dann wäre schon ein großes Stück an Frauensolidarität gelebt. Dann ist es auch überzeugender, das andere Geschlecht zur Solidarität aufzufordern, um Art. 3 unserer Verfassung in alle Lebensbereiche umzusetzen und zu leben. So geht Gleichstellung: im Schulterschluss im eigenen und mit dem anderen Geschlecht! „Be yourself - maybe a lady – gerne eine Genossin!“ appelliert Cornelia Spachtholz.