Parklets und Sommerstraßen: Chance für Gastronomie und die Verkehrswende auch in Zeiten von Corona

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

den knappen Raum in der Stadt wieder mehr für die Menschen zu nutzen – diese Idee steht hinter dem Konzept der „Sommerstraßen“ die in mehr und mehr europäischen Großstädten realisiert werden. Dabei werden in den verkehrsärmeren Sommermonaten geeignete Straßen temporär für Fahrzeuge gesperrt, neue Begegnungszonen für Menschen entstehen, beispielsweise mit Bepflanzung, Sitz- und Spielgelegenheiten oder Gastronomie. Sommerstrassen stehen für mehr Lebensqualität in Stadtquartieren mit wenig Grünflächen.

In der „kleineren“ Version werden – wie z.B. in München und Wien – werden dabei nicht gleich ganze Straßen umgewidmet, aber Parkplätze bzw. Parkbuchten neu genutzt. Die Grundidee ist auch hierbei, Parkflächen temporär zum öffentlichen Aufenthaltsraum zu machen. Ein Parklet bietet vor allem Sitzgelegenheiten, Elemente wie Pflanzen, Beleuchtung, Regenschutz oder Fahrradabstellmöglichkeiten erhöhen die Aufenthaltsqualität. In Innenstädten bietet es z.B. eine Möglichkeit zum Ausruhen beim Einkauf. Es kann auch als Treffpunkt für Anwohner dienen. Da es kein festes Fundament hat, kann ein Parklet kostengünstig hergestellt und schnell auf- und wieder abgebaut werden.

In Corona-Zeiten findet man für beide „Strömungen“ mehr und mehr Beispiele. So hat Brüssel aufgrund der gesunkenen Fahrzeugzahlen Straßen temporär so umgewandelt, dass dort Fußgänger und Fahrradfahrer Vorrang haben und für Autos Tempo20 eingeführt.

Da die Gastronomie besonders unter den Einschränkungen durch Corona leidet, wird von dort auch immer wieder die Forderung nach mehr Außenflächen laut, da die bisherigen Kapazitäten durch die neuen Abstandsregelungen nicht mehr erreicht werden können. Gerade im Sommer bieten sich durch die Umwandlung von Parkflächen in Außengastroflächen neue Chancen für die Gastronomie.

Ein Beispiel für ein Pilotprojekt wäre die Innere Laufer Gasse mit ihren vielen Gastronomiebetrieben. Bereits im Frühjahr und noch vor Corona hatte es einen Probelauf eines Wirtes in der Inneren Laufer Gasse mit der SPD Altstadt zur temporären Umwidmung eines Parkplatzes in ein Parklet mit Gemeinschafts- bzw. Freischankflächen gegeben. Angesichts der genannten Umstände sollte dieses Anliegen nun ausdrücklich durch die Verwaltung geprüft werden.

In München wurde das Konzept einer solchen temporäre Ausweitung von Freischankflächen („Parkplatz-Kneipen“) auf Parkplatz-Bereiche im Interesse der hart getroffenen Gastronomie bereits beschlossen. Eine Verschmälerung der Gehwege ist dabei ausdrücklich ausgeschlossen. Selbstverständlich muss eine entsprechende Erlaubnis in Absprache mit den Anwohnern erfolgen, um auch ihre Interessen zu gewährleisten.

Die SPD-Stadtratsfraktion stellt deshalb zur Behandlung in den zuständigen Ausschüssen folgenden

Antrag

  1. Ein Antragssystem für Einzel- und Nachbarschaftsprojekte, die eine temporäre Umwandlung von Parkflächen in Aufenthaltsflächen zum Ziel haben, soll geprüft und wenn möglich unterstützt und realisiert werden. Eine entsprechende Vorlage dafür könnte das Wiener Modell www.streetlife.wien/parklet/ liefern.
  2. Die Verwaltung berichtet über die Möglichkeit, in den Sommermonaten zusätzliche Außengastronomie auf dafür umzuwidmenden Parkbuchten zuzulassen. Entsprechende Interessensbekundungen sollen vorgestellt werden. Die Interessen der Anwohnerschaft sind zu berücksichtigen.
  3. Die Verwaltung berichtet über die Umsetzung von „summer streets – Sommerstraßen“-Projekten in anderen europäischen Städten und prüft, ob und wo solche temporäre Nutzungsumwidmungen auch in Nürnberg möglich wären.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Antragstellerin

Christine Kayser
Stadtplanungspolitische Sprecherin