Tucherstraße

Eine Achse der Erinnerung für Nürnberg

Unsere Stadträtin bei der Führung durch die Tucherstraße am 2. Februar 2014

Tucherstraße: Eine Erinnerungsachse

Die „Steppe“ ist den älteren Nürnbergerinnen und Nürnbergern als der Bereich zwischen Pegnitz und Theresienstraße/Innere Laufergasse von Süden nach Norden und zwischen Obstmarkt und Unteren Talgasse von Westen nach Osten bekannt. Dieser dichtbebaute historische Stadtteil wurde im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört, die gesamte Fläche wurde danach von Schutt und Ruinen leergeräumt. Ende der 1940er Jahre wurde die Öde von Pionierpflanzen vollständig bewachsen, durchzogen durch einzelne Wege und Trampelpfade (siehe Nürnberger Stadtlexikon, Seite 969). 1952 begann der Wiederaufbau des gesamten Stadtviertels mit der heute noch vorhandenen Wohnbebauung. Dabei lag der Schwerpunkt bei der damaligen großen Wohnungsnot auf sozialem Wohnungsbau.

Einerseits droht das unwiederbringlich verlorene Stadtviertel in Vergessenheit zu geraten, andererseits liegt das heutige Wohnviertel – eine großartige Leistung des Wiederaufbaus – abseits des öffentlichen Interesses. Es braucht Impulse für eine zukünftige Weiterentwicklung und die Stärkung von Identitätsbewusstsein und Gemeinsinn. Im Zusammenhang mit einem neu zu gestaltenden Obstmarkt soll die Gestaltung der Tucherstraße als Rückgrat einer historischen, sozialen und kulturellen Erinnerungsachse einen wesentlichen Beitrag leisten, das „verlorene Stadtviertel“ und die soziale Großtat des Wiederaufbaus ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Bereits bei unserer ersten Begehung am 2. Februar 2014Featured kam es zu lebhaften Beiträgen und Diskussionen von Anwohnerseite. Eine Vielzahl von Fragen wurde aufgeworfen, Fotos aus dem privaten Fundus wurden vorgezeigt, besonders ältere Menschen zeigten sich tief berührt. Natürlich kam die Frage, wie man sich ein solches Projekt vorstellen könne.

Vergleichbare Projekte gibt es, der Gestalter des Kunstprojekts „Das Fotoalbum“ im Konradviertel in Ingolstadt, Thomas Neumaier, berichtete bei der Ortsbegehung am 2.2.14 von seinen Erfahrungen.Der Grundgedanke, historische, soziale Information mit der heutigen Lebenswirklichkeit vor Ort als Gestaltungs- und verbindendes Element zusammen zu bringen, ist in Ingolstadt auf andere Stadtteile übergesprungen und wird auch in anderen Städten weiterverfolgt.

Für das spezielle Nürnberger Anliegen muss auch ein spezielles Konzept mit stadtinternen (Stadtarchiv, Museen, Stadtplanungsamt, Kulturreferat) und externen (Geschichte für Alle, Altstadtfreunde, Künstler, Kunstakademie, BauLust) Fachleuten entwickelt werden. Die entsprechenden Organisationsformen, z.B. in Zusammenarbeit mit City Management und Meinungsträgerkreis Nördliche Altstadt, sind zu entwickeln.Die Stadterneuerung und ihre Geldtöpfe sind einzubeziehen. 

Entscheidend ist aber die Mitwirkung der Betroffenen – ob Mieter oder Hauseigentümer oder Gewerbetreibende – vor Ort und das Bewusstsein dafür, ein Gemeinschaftsprojekt zu schaffen. Dass diese Bereitschaft gesät ist, zeigte das große Interesse an unserer Führung am 2.2.14 und die wunderbar positive Resonanz.

 

Sehen Sie sich auch hier den Antrag von Stadträtin Christine Kayser an unseren OB Dr. Uli Maly an.

 

 

Eine Anwohnerin zeigt ein Bild der früheren Tucherstraße